Üben für den Ernstfall: Was die Wasserrettung per Hubschrauber auszeichnet – und zur Herausforderung macht
Meist trennen Wasserretterinnen und -retter nur wenige Meter vom Boot bis zum Wasser, um Menschen in Not zu helfen. Bei Hochwasserlagen kann aber auch eine Rettung per Hubschrauber nötig sein, die sie vor besondere Herausforderungen stellt.
Ein Hubschrauber der Bundespolizei kreist über der Talsperre Malter in Dippoldiswalde. Im Wasser befindet sich ein mit einem Hausdach ausgestattetes Floß, auf dem eine Person einen Menschen in Not mimt. Diese gilt es für Kai Ressin von der DRK-Wasserwacht Potsdam zu retten. Er sitzt im Helikopter rund 50 Meter über dem Dach. Dann wird er am Windenzug befestigt aus dem Helikopter abgelassen. Sekunden später steht er mit beiden Beinen auf dem Dach, umschlingt die Person mit der sogenannten Brüggemannschlinge und gibt das Zeichen nach oben: Alles sicher. Dann zieht die Rettungswinde beide in Richtung Helikopter. Die Übung einer Dachrettung ist beendet.
Die Dachrettung ist ein möglicher Bestandteil einer Luftrettungsübung. An einer solchen hat Kai Ressin am 11. April 2022 in Dippoldiswalde teilgenommen. Seit 2019 ist er ausgebildeter Luftretter und absolviert zwei Mal im Jahr eine solche Übung. „Ich als Luftretter muss bei Einsätzen den Piloten absolut vertrauen und wir müssen uns abstimmen, wie die Rettung am besten gelingt – bei jeder Witterung“, sagt Kai Ressin.
Bei der Übung an der Talsperre Malter sind die Bedingungen optimal: Bei blauem Himmel, Sonnenschein und leichtem Wind klappen Dach- und Wasserrettungen ohne erschwerte Bedingungen.
Aus dem Helikopter zum Einsatz
Dabei ist sich Kai Ressin der Herausforderung der Luftrettung bewusst: „Aus 50 Metern Höhe oder mehr zu einem Einsatz zu starten, ist anspruchsvoll. Vor allem die Rettung von Menschen im Wasser per Helikopter hat es in sich, wenn ich erst noch zur Person in Not schwimme, während die Rotorblätter des Helikopters jede Menge Wasser aufwirbeln“, sagt der 33-Jährige. Bei der Luftrettung stets das Ziel: Die in Not geratene Person per Rettungsschlinge sichern, damit sie anschließend Richtung Helikopter gezogen werden kann.
Und so proben die Luftretterinnen und -retter auf dem Wasser den Ernstfall, um bei künftigen Hochwassern Menschen zu retten – oder vom Wasser eingeschlossenen Personen zu helfen. „Sind in Hochwasserlagen kranke Menschen auf die Behandlung eines Notarztes angewiesen, sorgen wir dafür, dass dieser sicher zu den Patienten kommt“, sagt Kai Ressin.
Theoretisch könne die Luftrettung auch im Winter bei Eiseinbrüchen helfen, aber sei dort nicht praktikabel – wenn bei Wassertemperaturen um den Gefrierpunkt jede Sekunde zählt.
„Flugrettung ist das Nonplusultra“
Rund 100 Luftretterinnen und -retter gibt es deutschlandweit. Neben Kai Ressin gibt es noch einen weiteren Luftretter in der DRK-Wasserwacht Potsdam. Von ihm hat er erfahren, was ihn in der Ausbildung und in den Einsätzen erwarten kann: „Ich habe schon so einige Qualifikationen als Wasserretter absolviert. Die Flugrettung ist eine neue Herausforderung für mich, Nervenkitzel und als Qualifikation das Nonplusultra.“
Dementsprechend in Vorfreude ist Kai Ressin schon auf den Sommer. Dann, wenn es ihn ins bayrische Bad Tölz zieht. Und er im Simulationszentrum der Bergwacht verschiedene weitere Verfahren der hubschraubergestützten Wasserrettung trainieren kann.
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