Wie die Werkstätten für Menschen mit Behinderungen Potsdam zu einem Impfzentrum wurden
Die Potsdamer Werkstätten für Menschen mit Behinderungen haben in der Corona-Pandemie kurzerhand eine eigene Impflogistik aufgebaut, um Bewohnende, Beschäftigte und Mitarbeitende mit der Corona-Schutzimpfung zu versorgen. Ein Beitrag von Sylvia Gehrke, Jane Brühl und Jörg Schröder.
Corona: Wer kann das überhaupt noch hören? Nach 2020 wurde uns zum Jahresanfang 2021 bewusst, dass uns das Coronavirus weiter begleitet. Aber es gab ja laut unserem Gesundheitsministerium endlich Impfstoff und nach entsprechender Priorisierung stand auch die Impfung für Beschäftigte, Bewohnende und Mitarbeitende an.
Aber wie kommen 46 Bewohnende, 200 Beschäftigte und ca. 80 Mitarbeitende schnellstmöglich an einen Erst- und Zweitimpftermin? Nachdem die ersten Mitarbeitenden einen Impftermin im Impfzentrum in der Metropolis-Halle Potsdam bekommen hatten, wurde am Frühstückstisch die Idee geboren: „Wir ziehen unser eigenes Impfzentrum auf!“ Frei nach unserm Motto Vielfalt ist unsere Spezialität!
Die Zutaten für eine eigene Impflogistik
Was fehlte uns dazu?
- Ein Arzt. aber hier sind wir ja durch das DRK mit Kreisverbandsarzt Dr. Karl (eigentlich bereits im Ruhestand) eng verbunden. Der ließ sich unkompliziert überreden und aktivieren.
- Eine medizinische Fachangestellte, die den hochwertigen Impfstoff in die Spritzen bekommt. Einfach gut, dass unsere Mitarbeiterin Meike Hahn eine Ausbildung zur Arzthelferin hat. Meike war ebenfalls spontan bereit.
- Die Abfrage und die positiven Bekundungen, sich impfen zu lassen, war von vielen Beschäftigten, Bewohnenden und auch Mitarbeitenden überwältigend.
- Mithilfe des DRK-Landesverbands Brandenburg konnten wir uns als Impfort eintragen und Termine buchen, ganz praktisch wie beim Online Shopping – einfach 60 oder 72 Einzelimpfungen auswählen und die Termine für die Erst- und Zweitimpfungen in den Warenkorb klicken.
- Der FBB II wurde zur Impfzentrale ausgewählt. Vielen Dank an die Mitarbeitenden für das häufige Umräumen und Herrichten zu den Terminen.
Der Weg zwischen Impfzentrale und Sporthalle wurde für jeden Impfling durch unsere fleißigen Läufer begleitet.
Die Sporthalle wurde zum Ausruhbereich nach der Impfung - so viel Zeit musste sein! Mit einigen Umbauten und Teppich legen sowie der liebevollen Betreuung durch das iCafé Team war das Ausruhen perfekt realisiert.
Erster Impftermin im März
Nun gab es auch kein Zurück mehr – und mit der Zeit entstand völlig unkompliziert unser freiwilliges Impfzentrum und das dazugehörige Impfteam.
Die Vielzahl der geforderten Unterlagen und deren Rückgabe war schon noch eine spannende Herausforderung, aber nach kurzen Absprachen und Erstellen einer Gesamtimpfliste und der Vergabe der ersten Termine war der erste Termin zur Impfung am 26. März 2021 gekommen. Nicht nur die Impflinge auch das gesamte Impftermin war nervös und aufgeregt, ob das Vorhaben auch gelingt.
Impflogistik war ein voller Erfolg
Und ja rückblickend können wir sagen: Es war ein voller Erfolg. Es folgten jeden Freitag weitere Termine zur Erst- und Zweitimpfung auch für externe Einrichtungen. Auch dort hatten wir nur positives Feedback.
Alle Beteiligten haben sich engagiert und auch Spaß bei der Durchführung gehabt. Die allerletzen Impftermine für die Zweitimpfung wurden für den 14. Juni 2021 vergeben.
Somit endete die „zündende Idee“ Impfzentrum Kohlhasenbrücker Straße. 296 Impflinge erhielten jeweils zwei Impfungen. Insgesamt wurden stolze 592 Spritzen vergeben.
Dank an alle Beteiligten
Das Wichtigste aber ist, dass wir über die gesamte Einrichtung eine sensationelle Quote von 90 Prozent bei den Impfungen erreicht haben. Nun wünschen wir uns, dass das Coronavirus aus unser aller Leben und Alltagsgeschehen verschwindet.
Unser Impfteam:
An den Spritzen: Meike Hahn und Jennifer Ihlenfeld
Als ständige Begleiter/Läufer: Maxi Leu, Thorsten Schlichting, Andy Bünger und die Mitarbeiterinnen aus dem iCafé,
Im Ausruhbereich: Kerstin Bautz mit den Mitarbeiterinnen aus dem iCafé sowie Stephan Kulke (für das Team gab es ausreichend Unterlagen zum Kopieren und Abheften)
Termin- /Unterlagen und Einlassmanagement: Jane Brühl, Meike Hahn, Corinna Prüßing und Sylvia Gehrke
Dr. Roland Karl: von vielen „Erstimfplingen“ gefürchtet, aber nach den Impfungen von wirklich allen geliebt
Geschrieben vom Liveakteur Sylvia Gehrke
…und nicht zu vergessen:
Unser besonderer Dank geht an:
- Dr. med. Roland Karl
- das Organisationsteam vom DRK-Landesverband Brandenburg, die bis auf die letzte Minute alles möglich gemacht haben
- an die immer freundlichen und netten Personen des mobilen Teams vom DRK Impfzentrum aus der Metropolis-Halle in Potsdam
- an das gesamte Impfteam im Haus sowie an die Hauswirtschaft und Haustechniker für die Unterstützung
- sowie an den Rest der Mitarbeitenden, die uns den Rücken frei gehalten haben!
Dankeschön – Aus Liebe zum Menschen!